„Sünden der Vergangenheit endlich beseitigen“
Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats hat die Landesregierung NRW öffentlich eine Beseitigung der unterschiedlichen Spurbreiten bei Straßen- und Stadbahnen gefordert, die eine Weiterfahrt an der Stadtgrenze bislang verhindern. Landesverkehrsminister Hendrik Wüst will diese verkehrsrelevanten Systembrüche in Essen, Mülheim und Gelsenkirchen abstellen und hat den drei Kommunen neben der allgemeinen Sanierungshilfe zur Erneuerung der maroden Stadt- und Straßenbahnnetze speziell hierfür eine finanzielle Förderung in Höhe von 46 Mio Euro zugesagt.
Das Essener Bürger Bündnis sieht seine Position in der mehr als deutlichen Forderung Landesverkehrsministeriums, den unterschiedlichen Spurbreiten im ÖPNV ein Ende zu bereiten, einmal mehr bestätigt. „Es ist höchste Zeit, dass dieser verkehrspolitische Anachronismus endlich der Vergangenheit angehört“ findet EBB-Ratsvertreter Kai Hemsteeg klare Worte.
„Verschiedene Schienensysteme behindern gerade im Ballungsraum Ruhrgebiet den Nachbarortsverkehr und werden den Anforderungen an ein modernes und nachfrageorientiertes Nahverkehrsangebot bei weitem nicht mehr gerecht“
bemängelt Hemsteeg, zugleich auch Mitglied des städtischen Bau- Verkehrsausschusses, den gegenwärtigen Zustand.
Hubert Gleixner, verkehrspolitscher Sprecher des EBB, ergänzt, dass der Mischbetrieb auf unterschiedlichen Schienenbreiten nicht nur die Flexibilität in der Verkehrsdurchführung reduziere, sondern auch die Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge erheblich einschränke. Unter diesen fahrgastunfreundlichen Relikten aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts leide die Attraktivität des ÖPNV insgesamt. Der von Politikern parteiübergreifend regelmäßig geforderte durchgängige und städteübergreifende ÖPNV aus einem Guss mache eine Harmonisierung der unterschiedlichen Schienensysteme bei Straßenbahnen und U-Bahnen zwingend erforderlich. Ansonsten bleibe es bei einem bloßen Lippenbekenntnis.
„Unsere wiederholte und gleichlautende Forderung, die Spuren zu vereinheitlichen, wurden sowohl von der GroKo, als auch von Verwaltung und Ruhrbahn stets mit dem pauschalen Hinweis auf die zu hohen Kosten und die aufwendigen Umbaumaßnahmen unisono zurückgewiesen“
stellen Hemsteeg und Gleixner kritisch fest. Umso wichtiger sei es jetzt, das Thema angesichts der vom Land NRW erneut zugesagten verkehrspolitischen und finanziellen Unterstützung aufzugreifen und mit Verve und Nachdruck voranzutreiben.
„So eine Chance, die Sünden der Vergangenheit zu beseitigen und das ÖPNV-Angebot deutlich zu verbessern, bekommen wir so schnell nicht wieder“,
drücken Hemsteeg und Gleixner aufs Tempo.
„Es ist für uns unbegreiflich, dass sich die Verantwortlichen in der Stadtgesellschaft trotz der aktuell äußerst positiven Ausgangslage weiterhin in Schweigen hüllen. Weder der Oberbürgermeister noch der für die Verkehrsplanung zuständige Dezernent haben sich bisher dazu geäußert. Und auch die Ruhrbahn bleibt ganz offensichtlich in Deckung. Sowohl die Geschäftsführer Bonan und Feller als auch der sonst so wortreiche Aufsichtsratsvorsitzende scheinen kein besonderes Interesse daran zu haben, den Ball der Landesregierung aufzugreifen.“
Akuten Handlungsbedarf sieht das EBB auch bei der Ausschreibung der von der Ruhrbahn vorgesehenen Erneuerung der Schienenfahrzeug-Flotte. Die geplante Neuanschaffung von 77 U-Bahnen und Straßenbahnen mit einem Gesamtvolumen von rund 245 Mio Euro gehe weiterhin von einem Mischbetrieb aus und müsse angesichts der neuen Ausgangslage überprüft werden.